Segeltörn an der Costa Smeralda mit einer Bavaria 44

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Segeltörn an der Costa Smeralda

Sardinien und Korsika: Majestätische Festungen, herrliche Buchten, schlafende Löwen

Zwei Wochen lang mit einer Bavaria 44 Sardiniens und Korsikas Buchten erkunden: Die Tour begann im hektischen Hafen von Portrisco in Sardinien, führte dann zur Insel Caprera im Maddalena-Archipel und schließlich nach Korsika, wo es neben der mächtigen Burg von Porto Vecchio einige wunderschöne Buchten mit glasklarem Wasser zu entdecken gab

Samstag, 19.07.2008: Warten auf Italienisch

Am Samstagvormittag brachte uns der Touristenflieger von Stuttgart nach Olbia auf Sardinien. Auf meine Frau Sabine und mich wartete dort schon Jens, der am frühen Morgen in München gestartet war. Ich hatte extra keinen Transfer bei unserem Vercharterer bestellt, da ich hoffte, vor Ort ein günstigeres Taxi zu bekommen, das uns in das 12 km entfernte Portrisco bringen sollte. Wie sich herausstellte, gab es einen Einheitspreis von 50 Euro für die Fahrt, was mir doch für 12 km etwas viel erschien, aber identisch mit dem Transfer unseres Vercharterers war.

Um 15 Uhr waren wir dann am Hafen. Während Jens sofort „unsere“ Arcturus – eine Bavaria 44 – am Steg ausmachte, bekam ich von unserer Charterfirma eine Einchecknummer mit Eincheckzeit und einen Gutschein für einen Willkommensdrink an der Bar. Im doch sehr tristen und ausladenden Hafen herrschte das hektische Treiben eines Charterhafens, an dem ein Wechselsamstag anstand. Reisetaschen standen auf dem Steg herum, überall leere Gasflaschen, Schwimmwesten, Putzmittel, Bootsausrüstung und Charterkunden, die in der Sonne schwitzten.

Wir hatten noch Zeit bis zum Check-In, so nutzten wir sie für den Willkommensdrink und um in einem der Hafenbistros etwas zu essen. Das erste Urlaubsgefühl stellte sich ein.

Mit fünf italienischen Minuten Verspätung (also ca. eine halbe Stunde) begann im Büro die Übernahme der Papiere, die Zahlung der Endreinigung, der Bettwäsche und die Hinterlegung der Kaution. Zudem durften wir die Nutzungsgebühr für das Naturschutzgebiet des Maddalena-Archipels über 140 Euro entrichten. Eine gut organisierte und informative Übernahme – ich war begeistert und hielt 30 Minuten später die Bootspapiere, den Bootsschlüssel und das Kartenmaterial in den Händen. Wir bezogen unsere Arcturus und gingen schon mal die Checkliste durch.

Das Boot, Baujahr 2003, schien deutlich älter als fünf Jahre. Besonders unter Deck fühlten sich die Holzfurniere klebrig an. Wir hegten den Verdacht, dass die letzte Endreinigung fehlte. Doch der eilig herbeigeholte Charterchef erklärte uns, dass ihm das Problem bekannt sei und man bei der letzten Überarbeitung wohl den falschen Lack benutzt hätte. Er entschuldigte sich dafür, versicherte uns glaubhaft, dass gut geputzt sei, konnte aber weiter nichts tun.

Wir überprüften das Boot und merkten, dass die Ausstattung alles hatte was man brauchte, aber auch nicht mehr. Ich war zufrieden. Eine Stunde später kam ein weiterer Mitarbeiter und ging die Checkliste mit mir durch. So sagte er jedenfalls. Tatsächlich setzte er sich hin und wartete, ob ich irgendwelche Fragen hätte. Ja, die hatte ich – wie immer. Ich fragte nach dem dritten Feuerlöscher auf der Checkliste. Er suchte lustlos drei Minuten da wo wir auch schon nachgesehen hatten und korrigierte die drei zu einer zwei. So geht es natürlich auch. In der Küche sei alles da, da müsste ich gar nicht kontrollieren. Ich hatte verstanden, dass er wirklich keinen Spaß an seinem Job hatte. So bat ich um Austausch von zwei Festmachern, die feste Metallaugen am Ende hatten und fragte nach Ersatzbenzin für den Außenborder.

Er schaute in den Tank des Außenborders und wies darauf hin, dass doch der Liter dort drin bereits ein Geschenk des Vercharterers sei. Mir gefiel nicht, dass wir noch nicht einmal einen Ersatzkanister für den Außenborder hatten, da ich wusste wie schwierig es ist, unterwegs die nötige Mischung für den Motor zu bekommen. Schließlich zog er mürrisch mit unseren zwei Festmachern von dannen und brachte zehn Minuten später zwei neue Festmacherleinen – diesmal ohne Metallauge – und einen Kanister mit Ersatzbenzin.

Während Sabine und Jens gegen 19 Uhr mit dem Shuttle des Vercharterers zum nahe gelegenen Supermarkt für den nötigen Einkauf fuhren, machte ich mich weiter mit dem Boot vertraut. Ich wunderte mich über das Kartenmaterial, das zwar vollständig, aber bis zu 15 Jahre (!) alt war. Das Kartenmaterial der Moving Map war aber aktuell. Ich stellte noch fest, dass die Hecklaterne nicht funktionierte, die wurde aber umgehend von einem Mitarbeiter der Charterfirma repariert. Inzwischen hatte ich mich an das klebrige Holz unter Deck gewöhnt und war bis auf den technischen Einweiser an Bord mit dem Check-In und dem Boot sehr zufrieden.

Wir verstauten die Einkäufe an Bord, und schon kündigte sich mein Bruder Markus per Handy an. Markus, Miriam und ihr sechsjähriger Sohn Marius kamen mit dem Auto aus Wien, da sie im Anschluss an den Urlaub noch ein paar Tage in der Toskana verbringen wollten. Kaum angekommen, räumten wir noch ihr Gepäck und die mitgebrachten Getränke in das Boot und fuhren dann zum Abendessen mit dem Auto zu einer vom Vercharterer empfohlenen Pizzeria im 6 km entfernten Ort. Vorausschauend hatte der Vercharterer dort einen Tisch für uns reserviert. So ließen wir es uns schmecken und fielen gegen Mitternacht müde in unsere Kojen.

Sonntag, 20.07.2008: Urlaub mit neuen Geschwindigkeitsrekorden

Nach dem Frühstück kam – wieder fünf italienische Minuten verspätet – wie besprochen die Bürodame an Bord, um uns noch ein paar Törntipps zu geben. Unterm Arm hatte sie eine Kinderschwimmweste für den Kleinen. Mein Bruder hatte zwar selbst eine dabei, aber eine zweite konnte ja nicht schaden. Das Wetter sollte die nächsten zwei Tage bleiben wie es war: sonnig und schwachwindig.

Wir legten um 10.30 Uhr ab. Der Wind war zu schwach zum Segeln. Wir holten die Fender ein und die Sicherheitseinweisung gab es unter Motor. Jeder musste einen Life-Belt und eine Schwimmweste anziehen, außer Marius, denn er musste – obwohl er schwimmen konnte – unterwegs seine Schwimmweste tragen. Es gab einen Schluck Hochprozentigen für Neptun, dann für den Skipper und für die Mannschaft (außer Marius). Ich erklärte den Umgang mit Life-Belts – auch wenn dieser Sabine, Jens und Markus aus alten Törns mit mir noch präsent war – und informierte, wie wir uns verhalten, falls jemand von Bord fallen sollte.

Neptun schien der kleine Umtrunk gefallen zu haben. Der Wind frischte auf und kurze Zeit später pflügte Jens mit 10 kn laut Logge durch das Wasser. Ein herrliches Gefühl, die Mannschaft war begeistert. Trotzdem erschien mir die Geschwindigkeit für Wind und Wellen etwas hoch. Das GPS bestätigte meinen Verdacht: die Logge zeigte eine im Schnitt immer 15 bis 20% höhere Geschwindigkeit an als das GPS. Es wird also ein Urlaub mit neuen Geschwindigkeitsrekorden werden.

Der Westwind frischte weiter auf, so dass wir bei 5, in Böen 6 Beaufort das zweite Reff einbanden. Dank des Rollgroßes funktionierte dieses problemlos. Nur die Verspleißung des Großeinholers machte uns das Leben schwer, da diese zu dick für die Klemme war und im Laufe der zwei Wochen immer öfter verklemmte.

Kurz nach 14 Uhr hatten wir die Insel Caprera im Maddalena-Archipel erreicht und ankerten in der Cala Coticcio. Marius war glücklich, denn er durfte mit dem Beiboot paddeln, welches wir mit 25 m Seil an das Boot festgemacht hatten. So konnte er uns nicht verloren gehen. Marius an Bord war eh ein Experiment. Im Jahr zuvor hatten wir Marius für drei Tage mit dabei. Das hatte ihm gut gefallen, besonders wenn er in den Buchten mit dem Beiboot paddeln und mit den Erwachsenen spielen konnte. Wir waren gespannt, wie ihm eine ganze Woche an Bord eines 14 m-Schiffes gefallen würde.

Der Wind frischte weiter auf und die Bucht bot uns für meinen Geschmack zu wenig Schutz. So verlegten wir uns gegen halb fünf in die Nachbarbucht Cala Portese. Die Bucht war deutlich schöner und geschützter. Ich war froh, dass wir noch eine Ankerboje ergatterten, besonders als ich sah, dass die Windex in Böen 7 Beaufort anzeigte. Nicht alle hatten so viel Glück wie wir, denn kurze Zeit später trieb ein Motorboot, dessen Anker nicht hielt, in 20 m Abstand an uns vorbei. Die Crew bemerkte ihre unfreiwillige Reise erst, als wir sie darauf hinwiesen.

Während Marius wieder fleißig paddelte, probierten wir das Wasser aus – es war herrlich warm und klar. Miriam zauberte uns ein tolles Abendessen an Bord, und wir konnten nach unserem ersten Tag auf See mit 25 sm und ordentlich Wind nach einer Flasche Wein (oder waren es doch zwei?) in die Koje fallen. Nachts zog noch ein Gewitter über uns hinweg, aber wir lagen sicher an unserer Ankerboje.

Montag, 21.07.2008: Schwindelerregende Windstärken

Schon am Morgen wehte ein frischer Wind. Nach dem Frühstück an Deck setzten wir das Groß mit Reff 1. Während der Motor im Leerlauf tuckerte und unsere Batterie auflud, legten wir unter Segeln von der Ankerboje ab.

Mit bedecktem Himmel und 4 Windstärken aus Südwest ging es nach Palau. Palau ist der Fährhafen am Festland für das Maddalena-Archipel. Dort angekommen, fanden wir uns in einem kleinen, total überfüllten Hafenbecken wieder. Über Funk bekamen wir keine Antwort, und die Kommunikation mit dem Tankstellenwärter brachte uns auch nicht weiter. Nach zehn Minuten unentschlossenem Kreisen erschien das Schlauboot des Hafenmeisters. Sabine erklärte ihnen, dass wir nur zwei Stunden anlegen wollten, um einzukaufen, die Stadt anzugucken und meine Schwester Annika an Bord zu nehmen. Dank Sabines Charme bekamen wir ein Eckchen zwischen zwei großen Ausflugsbooten zugewiesen. Das Hafenpersonal verlegte noch ein Beiboot, das in der Lücke lag, und wir konnten hineinschlüpfen.

Die Mannschaft schwärmte aus. Marius, Miriam und Markus schauten nach was Essbarem und sich den Ort an, Sabine und Jens suchten ein leckeres Eis und versprachen, beim Hafenmeister nach dem Wetter zu fragen. Ich genoss ein paar Minuten Ruhe an Bord. So hatte ich auch ein Dach über dem Kopf, als es auf einmal anfing wie aus Kübeln zu regnen. Nach 20 Minuten war der Spuk vorbei. Die Luft war wunderschön frisch und klar. Einige Minuten später kamen auch Sabine und Jens wieder, die den Regen im Schutz eines Baumes trocken überstanden hatten.

Sie berichteten, dass für heute Nacht 45 kn Wind, in Böen bis zu 60 kn, vorhergesagt waren, für morgen dann zwischen 10 und 20 kn. Da sie nichts zu schreiben dabei hatten, waren sie sich auch nicht mehr über die Windrichtung für die nächsten Tage ganz sicher. Die hohen Windgeschwindigkeiten machten mich jedoch nervös; so ging ich selber noch mal zum Hafenbüro einmal ganz um den Hafen herum. Ich war erleichtert, als ich sah, dass die Windgeschwindigkeiten nicht in Knoten, sondern in km/h angegeben waren. Ich notierte die Windstärken und Windrichtungen für die nächsten Tage und kehrte zum Boot zurück.

Auch die drei Wiener waren mit dem Einkauf zurück. Ein bisschen enttäuscht von dem Ort, der im Reiseführer hoch gelobt worden war, hatten sie den Regenschauer trocken in einer Eisdiele verbracht. So machten wir uns auf zur 200 m entfernten Bushaltestelle, an der Annika fänf Minuten später aus dem Flughafenbus ausstieg. Zurück an Bord, hieß es Leinen los, da wir den Platz für ein zurückkehrendes Ausflugsboot räumen mussten.

Die Sonne kam heraus, der Wind flaute auf 3 Windstärken aus West ab, und so segelten wir mit einem angenehmen Halbwindkurs an der Westküste von Maddalena entlang. Annika bekam die obligatorische Sicherheitseinweisung, und um kurz vor sechs Uhr machten wir nach einem Etmal von 28 sm an einer Ankerbucht in Porto Massimo an der Nordostspitze von Maddalena fest. Der im Schlauchboot heraneilende Hafenmitarbeiter, der Geld für die Nacht kassieren wollte, verschwand wieder, als Sabine ihm charmant auf Italienisch erklärte, dass wir ja schon 140 Euro an unseren Vercharterer bezahlt hätten.

Miriam, Markus und ich schwammen bis zum Strand, Annika richtete sich in ihrer Kabine ein, Sabine malte und Marius durfte wieder unter Jens’ Aufsicht paddeln.

Am schon verlassenen Strand warteten neben Seeigeln einige leere Liegen und Sonnenschirme auf uns. Die ganze Bucht sah doch sehr vornehm aus. Meine Vorstellung von der Costa Smeralda und dem Archipel wurden hier sehr angenehm bestätigt. Zurück an Bord zauberte Miriam wieder ein tolles Abendessen. Nachdem wir noch Karten gespielt und an unseren Weinvorräten gearbeitet hatten, ging es dann in die Kojen. Schließlich wollten wir am nächsten Tag nach Korsika.

Dienstag, 22.07.2008: Kreuzsee und zwei Delfine

Kurz nach 10 Uhr ging es nach einem windigen Frühstück in der Plicht los gen Norden. Bei 3 bis 4 Beaufort segelte Annika Richtung Korsika. Kaum im Windschatten der größten französischen Insel angekommen, verschwand der Wind. Was blieb waren Wolken und eine unangenehme Kreuzsee, die der Mannschaft zu schaffen machte.

Zuerst meldete sich Marius, der unter Deck gespielt hatte: Ihm sei schlecht. Er kuschelte sich an seinen Vater und verschlief den Nachmittag. Damit verpasste er auch die zwei Delfine, die in gebührendem Abstand von uns vorbei schwammen. Da der Wind inzwischen ganz weg war, half nur noch Motorkraft. Was blieb, waren die Wellen vom Wind der Vortage, die für die gesamte Crew unangenehm waren.

Erst in der Bucht von Porto Vecchio waren die Wellen wieder verschwunden. Schon am Funk sagte uns der Hafenmeister, dass im Hafen kein Platz sei. Auch die nach uns in den Hafen einlaufenden Schiffe kamen kurze Zeit später unverrichteter Dinge wieder heraus gefahren. So ankerten wir kurz nach 3 Uhr vor dem Hafen auf 3 m Tiefe und setzten mit dem Beiboot über.

Porto Vecchio thront auf einem Hügel über der gleichnamigen Bucht. Ein von einer imposanten Stadtmauer umrahmter schön anzusehender Touristenort. Auch die zahlreichen Andenkenläden und Boutiquen störten das Bild nicht und hielten uns nicht von einer netten Rast auf dem Marktplatz bei Eis bzw. Bier ab.

Da der Platz direkt vor dem Hafen nicht so schön war, verlegten wir uns um 18 Uhr in die Bucht Baie de Stagnolu. Hier fiel eine halbe Stunde später nach einem Tagesweg von über 38 sm der Anker auf 4 m Wassertiefe. In der touristisch sehr intensiv genutzten Bucht gab es so spät am Abend noch fleißige Wasserskifahrer. Ich nutzte die letzten Sonnenstrahlen, um an den Strand zu schwimmen. Hier verbarg sich hinter vielen Tretbooten, kleinen Motorbooten und Strandcafés ein großer Campingplatz. Korsika eignet sich wohl auch für einen Landurlaub. Besonders das Hinterland mit seinen über 50 2000 m hohen Bergen ist ideal zum Wandern und Klettern – wie meine Frau immer wieder gerne aus dem Reiseführer zitierte.

Mittwoch, 23.07.2008: Kristallklares Wasser und rote Felswände

Am Morgen wurden wir schon um kurz nach acht von den vorbeifahrenden Wasserskifahrern geweckt. Aufstehen und ab in das warme Wasser. Nach einem schönen Bad wurde wieder an Deck gefrühstückt. Diesmal ohne Wind, so dass wir sogar das Bimini aufklappen mussten, um uns vor der Sonne zu schützen. Dass der erste Wassertank leer war, störte uns wenig, schließlich wollten wir ja tags darauf nach Bonifacio in den Hafen. Dort einen Platz zu bekommen, ist aber nicht einfach. Sabine rief also an und wollte auf Französisch einen Platz bestellen. Reservierungen wurden jedoch nicht entgegen genommen, aber man sagte uns, bis 11 Uhr morgens sei noch ein Platz zu bekommen. Besser sei es aber, um 9 Uhr schon da zu sein.

Ohne Wind motorten wir nach Santa Giulia und legten dort einen schönen Badestop ein. Ich beschäftigte mich noch mit dem GPS, das seit dem Morgen den Dienst versagt hatte. Aber ergebnislos, wir waren laut GPS immer noch vor Porto Vecchio. Ich erinnerte mich an das Chartern vor 10 Jahren, damals fast immer ohne GPS. Wie haben wir das dazumal nur gemacht? Naja, zumindest stammte das Kartenmaterial auch noch aus der damaligen Zeit.

Gegen 14 Uhr kam Wind auf, und so verließen wir unsere Boje wieder und segelten zur Ile Cavallo. Die Bucht, die wir ansteuerten, war um fünf Uhr schon fast überfüllt. Es war eine wunderschöne Bucht, nur von flachen großen Granitsteinen umgeben, aber es gab zu viele Boote. Sollte der Wind drehen, könnten wir mit einem anderen Boot ins Gehege kommen. Der Skipper unseres Nachbarschiffes schaute auch schon besorgt zu uns rüber. Umlegen gab auch wenig Sinn, da es überall sehr eng war. Also wieder Anker auf und rüber zum korsischen Festland. Kaum aus der Bucht raus, konnten wir bei 4 Windstärken auf Halbwindkurs Segeln in Reinform genießen. Die Logge zeigte 11,5 kn, und eine Stunde später kreuzten wir schon in der 8 sm entfernten Golfe de Santa Amanza. Nach einem Etmal von 43 sm ankerten wir auf 8 m tiefem, kristallklaren Wasser am Capo Bianco in dem fast 2 sm ins Landesinnere einschneidenden Golf. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so klares Wasser gesehen hatte. Bei 8 m Tiefe konnte man am Grund jeden Grashalm ausmachen, jeden kleinen Fisch, jede Vertiefung in den Steinen. Unglaublich schön. Dazu kam noch ein Sonnenuntergang, der die uns umgebenden ca. 20 m hohen Felswände in einem leuchtenden Rot erscheinen ließ.

Die Wiener machten noch einen Ausflug mit unserem Beiboot an den Strand. Zum Schwimmen und Toben mit Marius. Eigentlich wollten wir kurze Schläge machen, damit Marius viel Zeit zum Schwimmen und Spielen am Strand hat, aber nachdem er selber mit dem Außenborder fahren durfte, vergaß er voller Stolz den langen Segeltag.

Heute gab es nur Nudeln, da Miriam vom Küchendienst befreit war. Auch das anschließende Kartenspielen fiel kürzer als sonst aus, da unsere Cockpitlampe nicht mehr funktionierte. So gingen wir früh ins Bett, schließlich wollten wir am nächsten Tag früh los.

Donnerstag, 24.07.2008: Wildes Treiben im Hafen von Korsika

Wir standen früh auf, Anker lichten um viertel vor Acht. Unter Motor ging es dann aus dem Golf, da der Wind noch nicht aufgewacht war. Wir fuhren durch die Piantarella-Durchfahrt zwischen Korsika und Ile Ratino. So konnten wir zeigen, dass wir noch zu navigieren imstande waren, da unser GPS noch immer die Position aus Porto Vecchio anzeigte. Mit einem Auge auf dem Tiefenmesser – einem im Wasser, einem auf dem Kompass und einem auf der Karte – meisterten wir die Durchfahrt wie geplant.

Um 9 Uhr erwachte der Wind und wir segelten an der Südküste von Korsika entlang auf Bonifacio zu. Die 50 m hohen Felsen bilden einen kolossalen Anblick. Die Festung thront über der Durchfahrt zwischen den zwei großen Inseln. Erst im letzten Moment erkennt man die Einfahrt neben der Festung. Hier liegt geschützt der Hafen der südlichsten Stadt Frankreichs. Die wichtige strategische Bedeutung der Stadt wird einem bei dem Anblick sofort klar.

Als wir gegen zehn Uhr nach 15 sm in den Hafen einfuhren, herrschte schon ein wildes Treiben. Einfahrende und auslaufende Yachten wurden überholt von den zahlreichen Ausflugsbooten, die die Touristen zu den vorgelagerten Inseln auf Entdeckungsreise mitnahmen. In diesem „Bootschaos“ jagten noch drei Boote der Hafenmeisterei auf und ab und versuchten Ordnung in das Treiben zu bekommen. Uns wurde vorerst ein Platz am Kopfende eines Steges als Warteposition zugewiesen. Wir nutzten die Zeit für ein ausgedehntes Frühstück mit frischem französischen Baguette und Schoko-Croissants.

Kaum war der Tisch abgeräumt, wies uns einer der Hafenmeister unseren endgültigen Liegeplatz zu. Das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt. Inzwischen war der Verkehr im Hafen noch dichter geworden. Als wir auf unseren Platz zufuhren, mussten wir um zwei weitere Boote kurven, die sich vergebens Hoffnung auf den eben frei gewordenen Platz machten. Inzwischen gab es auch keine freien Warteplätze mehr, so dass jetzt mehrere wartende Yachten im Hafenbecken lagen und alle zwei bis fünf Minuten die Windabdrift per Motor korrigieren mussten. Ein nerviges Geschäft. Wir hingegen lagen an einem Steg direkt unterhalb der Festung. Weit genug außen, um nicht dem Lärm der Hafenpromenade ausgesetzt zu sein. Zudem konnten wir das Treiben im Hafenbecken verfolgen, wo die Bewegungen der Boote mich an die Geschäftigkeit eines Ameisenhaufens erinnerte.

Ich ging, um uns beim Hafenmeister anzumelden und war positiv überrascht, dass wir für die Nacht inklusive Wasser und Strom nur 60 Euro zahlen mussten. Kein Wunder, dass der Hafen so überlaufen ist. Der Wetterbericht versprach auch weiterhin bestes Wetter. Wenig Wind – vielleicht ein bisschen zu wenig – und viel Sonne.

Wir nutzten den Tag, um die Festung zu erkunden. Bonifacio ist für sich schon eine Reise Wert. Der Aufstieg zur Festung wird sofort mit einem ergreifenden Ausblick belohnt. Direkt vor den Felsen sieht man kristallklares Wasser, in dem man auch aus dieser Höhe auf den Grund schauen kann. Im Wasser steht einsam der Grain de Sable, ein 40 m hoch aufragender steiler Fels, der seit ewigen Zeiten Wind und Wasser trotzt. Ein bisschen weiter weg tief blaues Wasser, gespickt mit weißen Punkten. Die zahlreichen weißen Punkte waren die Boote, die sich ein Rennen auf die letzten Plätze im Hafen lieferten. Wir waren nur froh, dass wir schon einen Platz hatten. Lässt man den Blick noch weiter schweifen, sieht man am Horizont die 20 km entfernte Küste von Sardinien im Dunst. Wir hätten den Anblick stundenlang genießen können, doch wir wollten noch die engen Gassen der Stadt erkunden.

Die engen Gassen zwischen den fünfstöckigen Häusern sind immer in einem leichten Bogen geführt. Damit kommt die Sonne nie bis nach unten, und die Temperaturen in den schattigen Straßen sind noch angenehm. Zudem sind die Dächer der Häuser mit Mauerbrücken verbunden. Dabei handelt es sich um ein ausgeklügeltes Zisternensystem, mit dem das Regenwasser früher aufgefangen wurde. Somit konnten die Einwohner auch längeren Belagerungen standhalten. Die Stadt selbst – wie sollte es anders sein zu dieser Jahreszeit – war von Touristen überlaufen. Ich glaube, das tat dem Flair der Festung keinen Abbruch.

Nach einem ausführlichen Stadtbummel erholten wir uns im Schatten des Biminis und verfolgten gebannt das wilde Treiben im Hafen. Am späten Nachmittag kam rückwärts zuerst eine und direkt danach eine zweite riesige Motoryacht in den Hafen gefahren. Rückwärts, da sie mit ihren 50 bzw. 60 Metern zu lang zum Wenden waren, und erst spät nachmittags, weil die zwei Boote den halben Landungssteg der Ausflugsboote beanspruchten. Ärgerlich für den Besitzer des 50 m-Bootes, da die vielleicht 10 m längere Yacht alle Blicke auf sich zog. Hier konnte der „kleinere“ mit seinem mehrere Millionen schweren Boot keinen Eindruck schinden. Abends ging es dann nach längerem Suchen in eines der zahlreichen Restaurants direkt am Hafen mit Blick auf die unzähligen Boote.

Freitag, 25.07.2008: Traumhafte Buchten und verbotene Piratenflaggen

Morgens wurde Wasser gebunkert, gefrühstückt, und anschließend ergriff Markus die Chance und legte um 9 Uhr ab. Kein Wind, so motorten wir von Bonifacio nach Sardinien zurück. Ich nutzte die Überfahrt, um unseren Vercharterer anzurufen. Er erklärte mir, wie ich das GPS wieder zum Laufen bringen konnte und versprach, eine neue Cockpitlampe zur Abholung bereit zu legen.

Wir steuerten eine traumhafte Bucht am Capo Testa an. Capo Testa ist eine Insel an der Nordspitze Sardiniens und nur durch einen natürlichen Damm mit der großen Insel verbunden. Im Norden dieser Halbinsel liegt die traumhafte Bucht Cala Spinosa. Nahezu rund mit einem Durchmesser von ca. 300 m, umgeben von Granitfelsen, die sich bis zu 30 m hoch türmen. Zwischen den Felsen gibt es kleine Sandstrände, die von den Urlaubern aus Santa Teresa di Gallura bevölkert werden. Wir verbrachten zwei angenehme Stunden mit Schwimmen, Sonnen, Schnorcheln und Faulenzen.

Wir wollten im Anschluss Markus im Hafen von Sta. Teresa die Gallura absetzen, damit er per Bus und Taxi sein Auto holen konnte. Für Samstag stand der große Crewwechsel an: Die Wiener gehen und Birgit, Anja und Jörg kommen für die zweite Woche an Bord, während Annika, Jens, Sabine und ich zwei Wochen auf dem Boot geplant hatten.

Gegen halb zwei liefen wir in den Hafen ein, und schon kam uns der Hafenmeister im Schlauchboot entgegen. Sabine erklärte ihm, dass wir Markus nur absetzen und dann gleich weiter wollten. Kein Problem, er kam längsseits, nahm Markus an Bord und wir mussten nicht mal anlegen. Da wir immer noch keinen Wind hatten, motorten wir um die Halbinsel rum und legten uns im Süden von dem Damm in die Bucht La Colba. Wir wollten lieber hier übernachten als im Hafen von Sta. Teresa, da der Ort nicht so hübsch sein sollte und die Wiener gerne noch schwimmen wollten.

Beim Ankern merkten wir, dass der Grund nicht so gut hielt. Jens entdeckte einen schönen Stein vom Bug aus, holte den Anker wieder auf, dirigierte mich vor den Stein, ließ den Anker wieder fallen und ihn von mir so einfahren, dass der Anker sich hinter dem Stein verklemmte. Das Ergebnis dieses Manövers musste ich mir gleich mit Schnorcheln und Flossen ansehen – perfekt, das sollte wieder eine ruhige Nacht werden. Als ich zum Boot zurückschaute, sah ich, dass Sabine sich mit zwei Polizisten unterhielt, die mit ihrem Schlauchboot längsseits gegangen waren.

Als ich wieder an Bord war, verabschiedete sie sich gerade wieder von den zwei Herren und erklärte mir, dass das Führen einer Piratenflagge bei Strafe verboten sei. Wir hatten, seitdem Marius an Bord war, unter der Backbordsaling eine solche Flagge gesetzt. Wir holten die Flagge sofort ein (war eh der letzte Tag für Marius) und dank Sabines Charme und / oder Italienischkenntnissen kamen wir auch um das Bußgeld herum.

Bei der Gelegenheit fragte ich meinen Neffen, ob ihm denn der Urlaub gefallen hätte, schließlich war es für mich das erste Mal, ein Kind für eine Woche an Bord zu haben. Er meinte, der Urlaub sei super gewesen, nur das Segeln sei langweilig. Auch wenn diese Aussage für einen Segelurlaub irritiert, habe ich sie doch verstanden. In der Bucht konnte er schwimmen, paddeln, fand immer jemanden zum Vorlesen oder Spielen, unterwegs war das schwieriger. Da er zu klein war, um vom Steuer nach vorne zu schauen und zu wenig Kraft hatte, um die Segel zu setzen oder zu trimmen, blieb ihm, nachdem er Motor und Kühlschrank an und auch wieder ausgemacht hatte, nicht viel zu tun.

Wir schwammen noch mal gemeinsam zum Strand, aßen dort ein Eis, schauten auf die Nordseite des Dammes in die dortige Bucht und begaben uns wieder zurück zu unserem Boot. Dort wurde das Dingi klar gemacht. Nachdem wir mit Marius noch Karten gespielt oder gelesen hatten, kündigte sich Markus auch schon an. Er konnte mit dem Auto direkt am Damm parken und Marius und ich holten ihn mit dem Dingi ab. Zurück an Bord, gab es noch einmal ein leckeres Abendessen unter Miriams Anleitung, und im Anschluss spielten wir noch – dank der von Markus vom Vercharterer mitgebrachten Ersatzlampe – Karten.

Samstag, 26.07.2008: Crew-Wechsel

Für die Wiener und mich hieß es früh aufstehen. Ich fuhr unsere Erstwöchler kurz vor 6 Uhr morgens mit dem Dingi an Land, so dass sie mit ihrem Auto noch sicher die Fähre um 9 Uhr ab Olbia – für die sie reserviert hatten – erreichen würden. Zurück an Bord genoss ich noch den Moment. Klare Morgenluft, die ersten Sonnenstrahlen am Himmel und der Strand noch menschenleer – eine friedliche Ruhe lag über dem Schiff und unserer Umgebung. Trotzdem legte ich mich noch mal für zwei Stunden hin.

Wir waren nur noch zu viert an Bord und wir hatten Zeit. Es wurde gemütlich gefrühstückt und erst gegen halb elf Anker gelichtet. Schließlich wollten wir die Schmach vom Vortag, 25 sm nur gemotort zu sein, ausgleichen. Die 3 Beaufort aus Westen halfen uns dabei.

Kurz vor 1 Uhr liefen wir wieder in den Hafen von Sta. Teresa di Gallura an. Der Hafenmeister in seinem Schlauchboot musste lachen, als wir ihm erklärten, dass wir nur zwei Freunde abholen wollten. Er bot sich aber wieder sofort als Taxi an, wollte vorher nur einem anderen mit uns angekommenen Boot einen Platz zuweisen. Da er beschäftigt war, legten wir kurz am Stegende an, auf dem schon Anja und Jörg warteten. Zwei Minuten später waren die Leinen schon wieder los. Die zwei hatten bereits die Woche zuvor auf Korsika mit Wandern, Klettern, Baden und Faulenzen verbracht und wollten als Greenhorns eine Woche das Segeln ausprobieren.

Auch sie wollten lieber die Wartezeit, bis Birgit mit Flugzeug und Bus am späten Nachmittag in dem Hafen ankommen sollte, auf dem Wasser oder in einer Bucht verbringen. Wie am Vortag mein Bruder und später auch Birgit, bestätigten sie, dass die Hafenumgebung nicht unbedingt zum Verweilen einlud. Also segelten wir wieder die fünf Seemeilen zum Capo Testa, ankerten dieses Mal in der dritten Bucht der Halbinsel, in der Baie di Sta. Reparata auf der Nordseite des Dammes. Diese Bucht gefiel uns nicht sehr gut. Die Wellen liefen in die Bucht, und so schaukelte es unangenehm. Zudem war das Wasser nicht so klar.

45 Minuten später ging es dann schon wieder – diesmal zum letzten Mal – nach Gallura. Im Hafen von Gallura waren wir wohl schon bekannt. Zwei Kollegen unseres hafeninternen Taxifahrers, der wohl Feierabend hatte, kamen auf uns zu. Auch sie boten sich sofort an, Birgit vom Kai zu uns zu chauffieren. Birgit schien zufrieden, da wir ihr gleich zwei nette Italiener als Empfangskomitee schickten. Fünf Minuten später verließen wir den Hafen wieder.

Unter besten Segelbedingungen ging es wieder zurück zu „unserer“ Bucht La Colba. Anja, Jörg und Birgit bekamen die obligatorische Sicherheitseinweisung und das erste Gefühl für unser Boot. In der Bucht fanden wir unseren Stein nicht wieder. Da wir schon vom Vortag wussten, dass der Ankergrund nicht gut hält, legten wir uns vor zwei Anker. Wir badeten noch in dem herrlichen Wasser, tauschten unsere Erlebnisse aus, und anschließend gab es Abendessen.

Ich merkte sofort, dass Miriam nicht mehr an Bord war. Anstatt einer leckeren leichten Menüfolge als Abendvariation gab es Nudeln mit Tomatensoße. Aber die Schmach vom Vortag hatten wir ausgeglichen. Statt 25 sm unter Motor hatten wir heute fast 37 auf der Logge, davon über 28 unter Segel.

Sonntag, 27.07.2008: Geschwindigkeitsrekord, teure Bojen und kaputte Toiletten

Trotz eingehender Einweisung in der Bedienung der Toilette begann der Sonntag mit vorsichtigen Hinweisen der Crew, dass die vordere Toilette verstopft sei. Ich wunderte mich, da mir alle versicherten, stets fleißig gespült zu haben. Wir hatten ja noch ein zweites Klo und am frühen Morgen (es war ja schon kurz vor zehn) wollte ich mir die Laune nicht verderben lassen.

Um 11 Uhr hieß es dann Anker auf. Ein perfekter Westwind von 3 bis 4 Beaufort, nachmittags sogar 5, schob uns nach Nordost auf Maddalena zu. Kaum war Jörg als Greenhorn am Ruder, knackte er die 12 kn mit unserer Arcturus und stellte damit meinen und Jens Geschwindigkeitsrekord in den Schatten. Ich versuchte vergeblich zu erklären, dass diese rasante Fahrt ja nur möglich sei, weil ich die Segel so optimal getrimmt hätte.

Schon um 15 Uhr fiel der Anker in La Petticchia, eine fjordartige Bucht zwischen La Maddalena und dem Inselchen Grimaldi im Osten von Maddalena. Da die Bucht aber sehr flach war, mussten wir doch sehr weit weg vom Ufer ankern. Zudem war hier auch das Wasser nicht so klar und der Wind pfiff ordentlich über den Damm, der Grimaldi mit Maddalena verband. Also wieder Anker auf und zurück in die nur 2 sm entfernte Cala Spalmatore – die Nachbarbucht von Porto Massimo. Hier gefiel es uns deutlich besser, aber die im Schlauchboot herbeieilenden Aufpasser sagten uns, dass derzeit keine Boje frei sei. Sie wollten uns aber eine für die Nacht reservieren.

Wir fuhren in die Nachbarbucht Porto Massimo, die wir ja schon kannten und konnten auch gleich an einer Boje festmachen. Wir gingen erst mal schwimmen, spielten Karten und ließen es uns gut gehen. Die aus dem Hafen herbeieilenden Hafenjungs in ihrem Schlauchboot ließen sich dieses Mal nicht von Sabine abwimmeln. Sie erklärten uns, dass die Bojen zum Hafen gehörten, der ein Privathafen sei und dass das Liegen damit nicht mit der Naturschutzpauschale abgegolten sei. Na, so teuer kann ja eine Nacht an einer Boje ohne Strom und Wasser außerhalb eines Hafens nicht sein – dachte ich jedenfalls.

Eine halbe Stunde später kamen die zwei Jungs mit einer offiziellen Rechnung zurück, und mir verschlug es die Sprache. Für eine Nacht an der Boje wollten sie 121,50 Euro haben. Als die Jungs mein ungläubiges Gesicht sahen, entschuldigten sie sich nur, sie fänden es auch sehr teuer, aber sie könnten ja nichts machen, weil es nicht ihr Hafen sei. Wir waren uns einig, dass es uns die Boje nicht wert sei, und so ging es wieder rüber nach Cala Spalmatore.

Wir wurden freudig von den Hafenjungs empfangen, die uns tatsächlich eine Boje reserviert hatten. Sie erklärten uns, dass man für die 60 Euro die Nacht auch an dem Betonsteg festmachen konnte. Da der auch kein Wasser und Strom bot, entschieden wir uns für die Boje. Die Jungs waren wirklich sehr freundlich, halfen uns sogar (vielleicht aus Langeweile) beim Festmachen an der Boje. Nach so einem Service und 32 sm auf See zahlte ich die 60 Euro dann doch gerne. Costa Smeralda ist eben nicht billig.

Nach einem Mutschluck beschäftigten Jörg und ich uns mit der Toilette. Bewaffnet mit Schraubenschlüssel und Schraubendreher, hatten wir die Toilette recht zügig in seine Einzelteile zerlegt. Das wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen, da die Ursache – wie meist – im Abflussschlauch steckte. In dem hatte sich Urinstein in rauen Mengen abgesetzt, so dass der Durchmesser mehr als halbiert wurde. Wir konnten den Urinstein mit dem langen Küchenmesser nach längerer Anstrengung gut lösen. Nach 1 ½ Stunden Arbeiten auf engstem Raum hatten wir wieder ein funktionierendes Klo.

Ich ging erst mal schwimmen. Inzwischen war es stockdunkel, so konnte ich das Meeresleuchten richtig genießen. Wenn ich schwamm oder tauchte, glitzerten um mich herum tausende kleine Luftbläschen strahlend hell. Man kam sich vor wie in einer Traumwelt. Die Mannschaft dankte Jörg und mir unseren heroischen Einsatz mit der Befreiung vom Küchendienst, so dass wir uns direkt an den fertigen Abendbrottisch setzen konnten. Dank Wein wurde es wieder ein geselliger Abend.

Montag, 28.07.2008: Shoppen in Cala Mangiavolpe, Sonnenuntergang in Santa Maria

Um 8 Uhr morgens war dann der erste Wassertank leer. Wir hatten aber noch 400 l in Reserve und wollten sowieso zum Einkaufen nach Maddalena-Stadt. Um kurz vor 10 hieß es Anker auf und zwei bis drei Beaufort aus Westen brachten uns in die Hauptstadt des Archipels. Hier legten die Fähren vom Festland an, und dementsprechend voll war es auch im Hafen. Gutes Wetter, Hauptsaison und zu wenige Liegeplätze in Cala Gavetta ließen uns nach Cala Mangiavolpe ausweichen. Der Hafen besteht nur aus Schwimmstegen und man ist ungemütlich dem Schwell der vorbeifahrenden Schiffe ausgesetzt. Dafür bekamen wir kostenlos Wasser.

Wir kauften ein, bummelten durch die Stadt, bunkerten Wasser und schauten nach der Wettervorhersage. Das Wetter versprach eher noch weniger Wind, der aber dafür aus Süden kommen sollte. Perfekte Richtung für eine zweite Stippvisite in Korsika – diesmal die Südwestküste. Gut 2 ½ Stunden später – kurz vor 3 Uhr – machten wir wieder los und kreuzten nach Santa Maria. Hier teilten wir uns mit mindestens 30 anderen Booten die gleichnamige Bucht und genossen nach einem Etmal von knapp 26 sm den Sonnenuntergang.

Dienstag, 29.07.2008: Schlafender Löwe in der Bucht von Cala di Roccapina

Nach einer ruhigen Nacht konnten wir uns Zeit lassen mit dem Frühstück. Zum einen ist der Wind morgens noch nicht so stark, zum zweiten kam er aus der falschen Richtung – aus Nordwest. Um kurz nach 10 ging es dann erst mal unter Motor Richtung Korsika. Als wir südlich von Bonifacio waren, kam der Wind wieder aus West, so dass wir unter Segel an der korsischen Küste entlangfahren konnten. Nach Irritationen über die Betonnung eines Sperrgebiets, die anders in meinen nicht mehr aktuellen Kartenmaterial und auch im GPS eingezeichnet war, kamen wir gegen vier Uhr in der Cala Furnelli an. Da diese von Land aus auch nur über einen kleinen Pfad zu erreichen sein sollte, sollte es hier recht einsam sein. Inzwischen gab es hier wohl eine Straße, da der Strand nicht so einsam war. Zudem gefiel uns die Bucht auch nicht besonders, also ging es unter Motor gleich weiter nach Cala di Roccapina. Hier fiel nach 34 sm gegen fünf Uhr der Anker, und wir waren von der Bucht begeistert.

Auch wenn wir hier alles andere als alleine waren, war die Schönheit der Bucht atemberaubend. In dieser Bucht ist auch die Entscheidung gefallen, dass uns Korsika doch besser als Sardinien gefällt. Überragt wurde die Bucht von einer Steinformation, die aussah wie ein schlafender Löwe. Das Wasser war kristallklar und damit optimal zur Erkundung der drei Untiefen in der Bucht: Steinhaufen, die mitten in der Bucht wie kleine Inseln aus dem Wasser ragten.

Im klaren Wasser war gut zu sehen, dass sich der Anker schön eingegraben hatte. So schwammen wir erst mal zum Strand, buddelten Jens im Sand ein, spielten Frisbee im Wasser und alberten fleißig herum. Zurück an Bord, erkundeten Annika und Jens die Steininseln mit Flossen und Schnorchel, während Sabine und ich noch mit unserem Beiboot und der Videokamera die Bucht erforschten. Nach einem herrlichen Sonnenuntergang gab es wieder leckere Nudeln mit Tomatensoße und anschließend Kartenspielen mit Weinbegleitung. So muss Urlaub sein.

Mittwoch, 30.07.2008: Mückenattacke und selbstgebrannter Kastanienschnaps

Sabine war wie üblich schon früh wach, um ein Bild von der Bucht zu malen. Dabei bemerkte sie großen Tumult auf dem Nachbarboot. Es war wohl beim Spülen ein Teller über Bord gegangen. Da das Wasser sehr klar war, konnte man den Teller trotz 6 m Tiefe sehr gut ausmachen. Einfach liegen lassen konnte man den Teller nun nicht, so wurde fleißig diskutiert, wer und wie man den Teller wieder hoch holen könnte. Es fand sich ein Crewmitglied, das tauchte, und so hatte bald das Nachbarboot seinen Teller und Sabine ihre Unterhaltung.

Wir behielten beim Frühstück alle Teller an Bord, gingen aber dennoch ausgiebig schwimmen. Erst gegen halb zwölf holten wir bei schwachem Wind aus Süd den Anker aus dem Wasser und motorten nach Tizzano, der nordwestlichste Punkt unserer Reise. Eigentlich wollten wir in dem Hafen anlegen und einkaufen, aber kaum hatten wir die Hafenmole passiert, fiel das Echolot schnell auf 2,2 m. Zudem zeigten Annika und Jens am Bug stehend auf zahlreiche Steine im Wasser. Das war mir dann doch zu heikel, und so fuhren wir rückwärts den Weg, den wir gekommen waren, auch wieder aus dem Hafen raus.

Wir warfen vor dem Hafen den Anker und fuhren dann mit dem Beiboot zu dritt in das Fischerdorf. Das Dorf bestand nur aus 15 Häusern, davon vier – zum Teil sehr gut besuchte – Restaurants und einem Supermarkt. Eigentlich war es nur ein kleiner Verkaufsraum, aber wir fanden alles was wir brauchten. Das Wasser holte der Besitzer aus der Garage, und das Brot hatte er gerade ganz frisch in den Ofen geschoben. Wir durften noch 10 Minuten auf das frische Brot warten und nutzten die Zeit, um einmal durch den ganzen Ort zu laufen und den Hafenmeister nach der Wettervorhersage zu fragen. Nach anfänglichen Sprachschwierigkeiten (Sabine war nicht dabei, so klang mein vent (frz. für Wind) eher nach vin (Wein)), gab es aus auch diese Auskunft: Das Wetter bleibt wie es ist: schön!

Gegen 14 Uhr waren wir dann mit frischem Brot und Wein (Grundnahrungsmittel in Frankreich) sowie einigen anderen Lebensmittel zurück an Bord. Wir lichteten Anker und segelten bei schwachem Wind nach Figari. Dort hatte uns Sabine per Telefon und anschließend auch per Funk bereits angemeldet, und so bekamen wir problemlos einen Platz im Hafen. Nach 26 sm machten wir gegen 18 Uhr im Hafen fest.

Der Hafen ist modern, liegt aber 3 km außerhalb der nächsten Ortschaft. Die 40 Euro für die Nacht inklusive Wasser und Strom war der Hafen auf jeden Fall wert. Normalerweise fährt der sehr nette Hafenmeister den Gast nach Bedarf in den Ort. Da aber seine Bürodame schwanger zu Hause war, konnte er nicht weg. Wir duschten erst einmal ausgiebig und unterhielten uns mit unseren Schiffsnachbarn aus Holland / USA. Die hatten auf ihrem 52-Fuß-Schiff nicht nur Fernseher, sondern einen Kühlschrank mit Icemaker. Wir folgten unserem Hungergefühl, ließen uns vom Hafenmeister Restaurants empfehlen und liefen los.

Die Auswahl war nicht so groß, im Umkreis von 3 km gab es ein Hotel mit Restauration und eine – wie er meinte – sehr gute Pizza. Nach seiner Beschreibung und einem Fußmarsch von ca. 20 Minuten fanden wir das Hotel. Auch wenn es an der Bar direkt einen Pool gab, sprach uns weder Atmosphäre noch die Karte an. Also doch Pizzeria (passte auch besser zu unserer Nudelwoche). Nach weiteren 10 Minuten Fußmarsch in der Abenddämmerung durch die einsame Vegetation der korsischen Südküste fanden wir ganz einsam zwei Restaurants. Die Pizzeria war voll, zwei Parkplätze voller Autos und bestimmt 100 Leute im Garten. Das zweite Restaurant mit einer verheißungsvollen Speisekarte hingegen war überhaupt nicht besucht. Nach kurzer Diskussion entschieden wir uns dann doch für die Pizzeria. Nach kurzem Warten bekamen wir auch den letzten freien Tisch zwischen Spielplatz und Zaun.

Dort erwartete uns eine Mückenattacke, mit der wir überhaupt nicht gerechnet hatten. Trotz heftigem Um-sich-Schlagen waren die „Süßen“ unter uns sofort zerstochen. An Pizzaessen, obwohl es herrlich duftete, war nicht mehr zu denken. Auch die Mückenlichter, die man uns sofort brachte, halfen nicht merklich. Wir wollten einen anderen Tisch. Den gab es leider nicht, aber wir konnten gerne unseren Tisch nehmen und uns woanders hinsetzen. Gesagt getan. Jeder nahm das was er greifen konnte, und so trugen wir den Tisch über den Köpfen der Gäste quer durch das Restaurant.

Unser Umzug und Ausharren hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Wir bekamen richtig leckere Pizza und – weil man unsere Getränke anfangs vergessen hatte, auch gleich noch den selbstgebrannten Kastanienschnaps dazu. Auch wenn es uns ein Rätsel war, woher all die Gäste in diese Wildnis kamen, war uns klar, warum sie kamen.

In der lauen, aber stockdunklen Nacht ging es wieder zurück zu unserer Arcturus, wo wir dann müde und satt in die Kojen fielen.

Donnerstag, 31.07.2008: Beeindruckende Yacht-Manöver

Nach dem Frühstück hieß es gegen 10 Uhr Leinen los, und eine Viertelstunde später waren die Segel gesetzt. Ein steter Wind aus Südost ließ uns hart am Wind wieder zurück nach Korsika kreuzen. Wind, Sommer, Sonne, so soll es sein.

36 sm später holten wir gegen 16 Uhr die Segel runter und fuhren in die Bucht von Porto Liscia. In dieser Bucht pfiff inzwischen ein Wind mit gut 4 Windstärken, und wir befanden uns im Eldorado der Kite-Surfer.

Die letzten zwei richtig heißen Tage an Bord hatten unseren Trinkwasservorrat doch schneller schwinden lassen als gedacht. So ging es mit dem Schlauchboot für Jörg, Sabine und mich an den Strand. Keine zwei Meter vom Strand enternt, meinte ich sicher in das Wasser springen zu können, um das Boot festzuhalten. Den Grund erreichte ich nicht – wie erwartet – nach 50 cm, sondern erst als ich bis zu den Achseln im Wasser stand. Schlimm war es nicht, da ich nur Badehose und ein T-Shirt trug, doch es erklärte, warum kaum jemand im Wasser war und sorgte bei Sabine und Jörg für angenehmes Gelächter.

Der Strand war eine große Sanddüne und fiel steil in das Meer ab. Wären da nicht so viele Touristen und gäbe es noch mehr Schatten, könnte er mir direkt gefallen. Wir suchten eine Möglichkeit, Wasser zu kaufen und fanden sie auch auf dem nahe gelegenen Campingplatz. Nachdem Sabine die Herren an der Eingangspforte des Campingplatzes kurz bezirzt hatte, durften wir in dem sonst den Gästen vorbehaltenen Supermarkt einkaufen. Die 15 Minuten Wartezeit, bis der Supermarkt seine Mittagspause beendet hatte, verbrachten wir im Schatten eines Wohnmobils und schauten den Surfern in der Nachbarbucht Porto Puddu zu.

Hier gab es eine klare Trennung: Windsurfer in Porto Puddu und Kite-Surfer in Porto Liscia. Porto Puddu fanden wir allerdings schöner als Porto Liscia. So lichteten wir, kaum mit dem Wasser wieder an Bord, den Anker und motorten um die Landspitze umher in die Nachbarbucht. Porto Puddu zieht sich fast eine Seemeile tief in das Landesinnere und ist gegen Wind und Wellen sehr gut geschützt.

Dort war das touristische Treiben nicht mehr so schlimm. Wir ankerten nach einem herrlichen Segeltag mit einem Etmal von über 40 sm auf 12 m Tiefe. Eigentlich ankere ich ja lieber bei einer geringeren Wassertiefe, aber so nah wir auch an das Ufer ran fuhren, das Echolot bewegte sich nicht in den einstelligen Bereich. Den nötigen Mindestabstand zu den zahlreichen anderen Yachten in der Bucht einhaltend, lagen wir doch dann ziemlich mittig in der Bucht. Dies hielt aber Anja nicht davon ab, erst mal an Land zu schwimmen.

Es gab noch was zu tun. Wir hatten heute gesehen, dass das Dampferlicht gefährlich wackelte. Auf der einen Seite war es bereits aus seiner Verankerung gerissen und bei jeder Wende fürchtete ich, ohne Dampferlicht dazustehen. Also ließ ich mich mit Fotoapparat und Tapeband „bewaffnet“ im Bootsmannsstuhl den Mast hochziehen, machte das Licht wieder fest (man sah doch deutlich, dass es nicht zum ersten Mal ausgerissen war, zwei Schrauben fehlten ganz) und fotografierte mal aus anderer Perspektive.

Einige Minuten später zog eine Yacht eines Segelvereins die Aufmerksamkeit auf sich. Unter Segel fuhr die Mannschaft mit den gelben T-Shirts durch alle ankernden Yachten durch und ließ erst im letzten Moment die Segel fallen. Die Kollegen, die 30 Minuten später zeitgleich mit dem Sonnenuntergang in die Bucht segelten, beeindruckten mich noch mehr. Sie kreuzten durch die ankernden Boote, machten einen Aufschießer und im Nu war das Vorsegel eingeholt. Die ganze Mannschaft drückte dann den Baum gegen den Wind, um zu bremsen und schon fiel der Anker, während das Boot leicht rückwärts trieb. Der Baum kam wieder mitschiffs, und schon wurde das Großsegel von zahlreichen fleißigen Händen sauber zusammengelegt. Der Motor konnte – ohne benutzt worden zu sein – wieder ausgemacht werde, und die Mannschaft bekam von den umliegenden Booten lauten Beifall für dieses beeindruckende Manöver.

Für die letzte Nacht in einer Bucht bekamen wir einen malerischen Sonnenuntergang und ließen den Abend später mit einem gemeinsamen Nachtschwimmen ausklingen.

Freitag, 01.08.2008: Zurück in den Heimathafen

Routine stellt sich ein, Frühstücken und um 10 Uhr Anker lichten. Unseren Versuch zu segeln stellten wir mangels Wind recht schnell wieder ein, also nutzen wir unseren letzten Tag, um noch einige Buchten zu erkunden.

Um kurz vor 12 viel unser Anker im Golfo Saline. Hier hatten wir direkt hinter dem Strand eine Lagune entdeckt und wollten eigentlich im Süßwasser schwimmen gehen. Doch leider war die Lagune rundherum mit Schilf umgeben. So bewunderten wir nur die Natur und planschten doch wieder im Salzwasser. Es gab noch was zu essen an Bord, bevor wir nach einer knappen Stunde den Anker wieder an Bord holten.

Wenn wir schon mal in Sardinien sind, wollten wir uns doch noch den Hafen an der Costa Smeralda ansehen: Porto Cervo. Also drehten wir gut 1 ½ Stunden später eine Ehrenrunde in der Bucht von Porto Cervo. Die Yachtendichte und die der teueren Villen in dieser Bucht waren schon beeindruckend. Mit unseren 44 Fuß kamen wir uns hier doch ganz schön klein vor, also ging es direkt weiter.

Die letzte Badebucht in diesem Urlaub hieß Cala Volpe. In dieser fast schon überfüllten Bucht ankerten wir gegen 14.30 Uhr, um ausgiebig zu baden und zu duschen. Im Vergleich zu den auch nicht gerade einsamen Buchten in Korsika, kamen wir uns in Sardinien und besonders in dieser Bucht vor wie Sardinen. Hier herrschten vor Anker Zustände wie auf dem Bodensee an einem sonnigen Sonntag.

Gegen 16.45 Uhr waren wir wieder in unserem Heimathafen, in dem ich nach zwei Warterunden ein perfektes Anlegemanöver an der Tankstelle machen durfte. Unser Vercharterer ließ mich nach dem schönen Manöver auch an unserem Liegeplatz anlegen, aber dieses Manöver verpatzte ich dafür umso mehr.

Ich fuhr zu langsam in die Lücke und der Radeffekt zeigte sich in voller Pracht. Eine leichte Bö erfasste noch den Bug, und die Muring verfing sich hinter dem Kiel. Dank Hilfe vom Nachbarschiff lagen wir aber trotzdem um 17 Uhr nach insgesamt 345 sm (davon 188 sm unter Segel) auf unserer frisierten Logge wieder in unserem Hafen in Portisco.

Das hektische Treiben der Rückgabe von Charteryachten war im vollen Gange. Leider gab es diesmal keine Zettel mit einer Zeit zum Ausklarieren. Statt wie zugesagt nach 20 Minuten kam auch erst jemand nach über 90 Minuten. Die Rückgabe aller Schiffe versank doch etwas im Chaos, so sehr sich die Chartermitarbeiter auch bemühten. Als dann jemand für die Übergabe an Bord kam und doch tatsächlich begann die Messer nachzuzählen, musste ich sehr schmunzeln.

Ich wies darauf hin, dass das Einchecken an Bord doch ganz anders verlaufen sei. Sie meinte, sie würden gerade bei der Bootsrückgabe ein neues System ausprobieren. Es sei ihre erste Abnahme. Sie meinte, ich brauche auch nicht an Bord zu bleiben. Nachher käme noch jemand für die Segel und noch jemand für die Technik an Bord. Ich sollte erst noch im Büro vorbei, und dann könnten wir essen gehen.

Ich ging ins Büro und hier war wieder die Ordnung, die man sich wünscht. Der Basisleiter fragte sehr gewissenhaft, was mir an der Organisation der Basis gefalle und was nicht. Fragte nach Problemen, organisierte uns einen Transfer zum Flughafen für den nächsten Tag und notierte sich meine Hinweise zum notdürftig reparierten Dampferlicht, zum Abflussschlauch der Toilette und zum zu dick verspleisten Großeinholer. Er entschuldigte sich noch einmal für den klebrigen Lack an Bord und versprach, dass ich den Kautionsscheck nach dem Essen bei ihm abholen könne oder er zerrissen an Bord liegen würde.

Wir waren dann auch zum Essen in dem Hafenrestaurant. Das war unser teuerstes und gleichzeitig schlechtestes Essen in dem Urlaub. Aber die Auswahl an Restaurants war nicht so groß. Im Anschluss ging ich noch am Büro vorbei und bekam die Kaution ausgehändigt. Es ging zeitig ins Bett, denn am nächsten Tag mussten wir früh aufstehen.

Samstag, 02.08.2008: Es geht heimwärts

Um viertel vor sechs klingelte der Wecker. Die letzten Sachen wurden eingepackt und wir konnten nochmals einen wunderschönen Sonnenaufgang über den früh morgens sehr friedlich wirkenden Hafen von Portisco genießen. Der Transfer stand pünktlich um 6.30 Uhr bereit und fuhr uns alle zum Flughafen. Nach dem Einchecken frühstückten wir noch gemeinsam am Flughafen, bevor es dann heimwärts ging.

 Resümee

Ein wunderschöner Urlaub ging zu Ende. Alles hatte gut geklappt. Unsere Bavaria 44, Baujahr 2003, haben wir über So Long Yachting Hamburg gechartert, den Flug haben wir über TUI gebucht. Der Tausch der Crew hat gut funktioniert und für angenehme Abwechslung an Bord gesorgt. Dass sich der Austausch über den ganzen Tag hinzog, war etwas aufwendig. Marius als 6-Jähriger an Bord ging absolut problemlos. Nur ist Segeln für ein Kind in dem Alter langweilig. Also lieber zwei Kinder mitnehmen, viel Spielzeug einpacken, und auch der mobile DVD-Player für das Auto hat sich an Bord gelohnt. Grundsätzlich hat uns die korsische Küste besser gefallen als die von Sardinien, und unser Höhepunkt war Bonifacio.


Fotos und Text: Michael Potthast

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