Winner 10.10 für sportliche Fahrtensegler
Die Winner Yachten werden in den Niederlanden in einer kleinen, aber feinen Werft in Enkhuizen am Ijsselmeer produziert. Vielen Seglern in den Niederlanden sind die Winner 9.50 und Winner 11.20 bekannt. Oftmals sieht man nur ihr Heck, weil es schnelle Segelyachten sind, die auch bei leichten Winden an vielen Yachten vorbeiziehen.
Die bisherigen Inhaber der Werft, die Eheleute Rus, haben die Werft 1986 gegründet, nachdem sie umfangreiche Erfahrungen bei der Victoire Werft hatten sammeln können. Sie stellten fest, dass bei vielen inhabergeführten Yachtwerften sehr konservativ gedacht wird. So starteten sie mit neuen Ideen und frischem Schwung in ihre Selbstständigkeit und begründeten so den legendären Ruf der kleinen Werft. Ihr Motto: Hohe Fertigungsqualität bei geringem Verwaltungsaufwand. Als Yachtdesigner konnten sie das berühmte Konstruktionsbüro „Van de Stadt Design“ gewinnen, das auf eine lange Tradition mit schnellen und sicheren Yachten zurückblicken kann.
Moderner Entwurf von Van de Stadt Design
Im Jahre 2005 wurde die Werft an den damals erst 28jährigen Remco Sol verkauft. Seine erste unternehmerische Tat: eine neue Segelyacht, die Winner 10.10. Wie für die bereits etablierten Modelle Winner 9.50 und Winner 11.20 zeichnet für die neue 10.10 ebenfalls Cees van Tongeren (Van de Stadt Design) verantwortlich. Er verpasste dem Neuling mehr Freibord, weiter nach vorn verlängerte Aufbauten und verlagerte den Auftriebsmittelpunkt weiter nach achtern. Dadurch wurden Stabilität und Geschwindigkeitspotenzial gesteigert, mehr Raum unter Deck gewonnen.
Schneller Segler mit eingebauten Sicherheitsreserven
Die Winner 10.10 ist ein Hi-Tech-Segelboot, wird nach CE-Normen, Kategorie A gefertigt. Einlaminierte Bodenwrangen, Stringer und Schotten sorgen für Festigkeit. Ganz vorn im Bug ist eine Sicherheitszone wasserdicht abgeschottet.
Der Upside-down-Kiel – wahlweise mit 1,40, 1,80 oder 1,95 m Tiefgang – wurde an sechs Bolzen befestigt. Das macht bei der Besichtigung einen soliden Eindruck. Das Ruder ist kugelgelagert und in elliptischer Form. Es wird direkt angeströmt, was eine direkte Steuerung über die Pinne verspricht.
Laut Werftangaben sollen bei 5 bis 6 Beaufort 8 Knoten Fahrt erreicht werden. Fahrtensegeln.de konnte das nicht nachprüfen. Es erscheint aber glaubwürdig, obwohl die theoretische Rumpfgeschwindigkeit 7,2 Knoten beträgt.
Das 9/10-getakelte Rigg ohne Backstagen kann über Achterstag und die beiden Salinge getrimmt werden. Die Fallen laufen vom Mast auf dem Kajütdach bis zum Cockpit. So können alle Segel vom Cockpit aus bedient werden.
Innen am Gangbord angeordnete Wanten sind ein wesentlicher Aspekt für die Sicherheit. Für Fahrt unter Motor sorgt ein 3-Zylinder-Yanmar-Diesel mit 15,4 kW Leistung. Dies ist ein bewährter, zuverlässiger Motor, wie die Redaktion von Fahrtensegeln.de aus eigener Erfahrung weiß.
Reichlich Platz unter Deck
Nach einem langen Segeltag oder einer Wache sorgt der Salon unter Deck für eine helle und angenehme Atmosphäre. Die Stehhöhe beträgt 1,90 m, es gibt viele Schapps und somit jede Menge Stauraum. Für manchen jüngeren und moderneren Segler wirkt das für den Innenausbau verwendete Teakholz etwas hausbacken. Hier hätte man der Werft mehr Mut zu helleren Hölzern gewünscht.
Die Pantry – backbord direkt am Niedergang – ist so angeordnet, dass die Crew beim Segeln auf kurzem Wege stets mit Speis und Trank bei Laune gehalten werden kann. Sie ist ausreichend groß, bietet genügend Stauraum und erfüllt auf See und im Hafen alle Ansprüche.
Bis zu acht Erwachsene haben im Salon Platz rund um den großen Klapptisch. Bei der Achterkabine mit breitem Doppelbett kann eine Tür leider nur gegen einen Aufpreis gewählt werden. In der Standardausführung ist sie zum Salon hin offen. Die Vorschiffskabine ist generell abgeteilt. Alle Kojen sind mit 2,10 m auch für lange Menschen ausreichend komfortabel.
Zusätzlich gibt es im Salon auf den beiden Sofas zwei weitere Kojen. Insgesamt sind auf der Winner 10.10 somit sechs Schlafplätze vorhanden. Das Bad mit Waschbecken, Handdusche (Extra) und WC macht einen komfortablen Eindruck. Man kann sich im Hafen dort gut bewegen und auf See so einkeilen, dass man nicht hin- und her geworfen wird. Dank seiner vielen Rundungen ist es leicht sauber zu halten. Die Nasszelle wird mit einem großen Luk ausreichend belüftet.
Fazit
Die Winner 10.10 wurde in die Auswahl zur Yacht des Jahres 2007 nominiert. Schade, dass sie nicht diese Auszeichnung bekam. Der Preis in der Grundausstattung inklusive Mehrwertsteuer beträgt ca. 120.000 Euro. Für eine Aufrüstung zum Fahrtensegeln sind noch einmal mindestens 10.000 bis 15.000 Euro zu veranschlagen. Verglichen mit industriell produzierten Yachten aus Bayern oder Frankreich ist dies sicherlich kein Schnäppchenpreis. Aber das Preis-Leistungsverhältnis bei dieser liebevoll produzierten Yacht scheint nach einer längeren Begutachtung zu stimmen.
Im Gespräch machen Remco Sol und seine Partnerin einen sympathischen, freundlichen Eindruck. So könnte man auch ihr Produkt, die Winner 10.10, charakterisieren: Jung, frisch und sympathisch.
Weitere Informationen
Update: Die damalige Werft in den Niederlanden um Remco Sol wurde mittlerweile verkauft.
Hier die neuen Kontaktdaten in Norddeutschland:
Winner Yachts GmbH
An der Wiek 7-15, 23730 Neustadt / Deutschland, Tel. 04561 / 714 99 33
info@nordic-yachting.com
Text: Ertay Hayit, Fotos: Winner Jachten BV
Alle Angaben wurden von dem Autor nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt und von der Redaktion von Hayit Medien und Fahrtensegeln.de überprüft. Allerdings kann keine Gewähr oder Haftung für einen etwaigen Schaden übernommen werden.
© 2007 Alle Rechte vorbehalten