Praktische Informationen
Eine Attraktion des kleinen am Wattenmeer gelegenen Hafendörfchens ist der 1973 angelegte Jachthafen mit 200 Liegeplätzen. Im Sommer herrscht hier Hochbetrieb. Mit Rücksicht auf den starken Tidenhub sind keine festen, sondern schwimmende Anlegestege installiert worden. Bis 1780 besaß Oudeschild keinen eigenen Hafen. Erst nachdem ein Sturm den Deich durchbrochen hatte, wurde endlich ein Hafen angelegt. Bis zu diesem Zeitpunkt lagen oftmals mehrere Dutzend Handels- und Kriegsschiffe vor Oudeschild auf Reede.
Die Schiffe wählten Oudeschild als Standort, da sie sich hier mit frischem Trinkwasser versorgen konnten. Das Wasser wurde aus dem „Wezenputten" (= Waisenbrunnen; der Brunnen gehörte dem Waisenhaus) gegenüber dem Landsitz „Brakestein" geschöpft. Durch den eigens hierfür ausgehobenen Kanal „Schilsloot", an dessen Ende Oudeschild zu Beginn des 17. Jahrhunderts aus einer Handvoll Häusern entstanden war, transportierte man es in Fässern zu den Schiffen.
Die Schiffe nahmen nicht nur Trinkwasser, sondern auch ortsansässige Lotsen an Bord, die ihnen einen gefahrlosen Weg durch die Gewässer weisen sollten. Das Lotsen der Schiffe war bis zum Bau von Nordsee- und Nordhollandkanal im 19. Jahrhundert und bis zur Schaffung des Reichslotsendienstes für die Oudeschilder ebenso wie für die Den Hoornder ein sehr wichtiger Erwerbszweig.
Das Ankern vor Oudeschild war jedoch nicht ganz ungefährlich, da sich die Schiffe bei Sturm losreißen und gegen den Deich prallen konnten. Ein Hafen wurde dringend gebraucht.
Dank der lange Zeit sehr lebhaften Seefahrt blühte Oudeschild regelrecht auf und wuchs beständig. Selbst ein neues Dorf, Nieuweschild, wurde gegründet. Ihm sollte allerdings nur ein kurzes Leben beschieden sein. Anfang des 19. Jahrhunderts konnte der Niedergang der Seefahrt nicht mehr aufgehalten werden; sehr viele Schiffe nutzten den Hafen nicht mehr, sie nahmen nun den Weg durch die Kanäle. Auch die in Nieuweschild lebenden Lotsen waren deshalb ohne Beschäftigung, und der Ort verschwand vollständig von der Bildfläche. Der Hafen von Oudeschild wurde verkleinert, um die Unterhaltungskosten zu senken.
Im 18. und 19. Jahrhundert stand die Austernzucht im Vordergrund, zu Beginn des 20. Jahrhunderts Muscheln. Heute sind beide vollständig aus den Fanggründen verschwunden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Bedeutung Oudeschilds als Fährhafen rasch zugenommen. Texel wurde als Urlaubsinsel entdeckt, die Touristen und in zunehmendem Maße auch ihre Autos mussten transportiert werden. Die Flotte des 1907 gegründeten N.V. Teso (das texelsche Fährunternehmen) ist mit zunehmendem Beliebtheitsgrad Texels stetig gewachsen. Schon bald dachte man über einen neuen Fährhafen nach. Nach längerem Hin und Her hat man sich dafür entschieden, einen neuen Fährhafen in 't Horntje, im Süden der Insel, anzulegen. Die größere Nähe zum Festland war der entscheidende Punkt für diesen Beschluss. Die Gegner des neuen Fährhafens in 't Horntje befürchteten, das der Oudeschilder Hafen seine Bedeutung vollkommen verlieren würde - jedoch zu Unrecht. Der freigewordene Platz reichte nicht einmal aus, um die immer größer werdende Fischereiflotte unterzubringen. In der Folgezeit wurde der Hafen noch erheblich ausgebaut.
Oudeschild ist aber nicht nur der Hafen, sondern mit ungefähr 1050 Einwohnern auch das zweitgrößte Dorf der Insel. Es lohnt durchaus, durch die Straßen Oudeschilds zu spazieren.
Direkt gegenüber dem Hafen, hinterm Deich, liegt das in alten Getreidescheunen untergebrachte „Maritiem en Juttersmuseum", dessen Ausstellung ganz der Seefahrt gewidmet ist. Zum Museum gehört die alte, 1985 vollständig restaurierte Windmühle „Traanroeier" (Tränenrührer), die heute Elektrizität erzeugt. Folgt man der Straße ein Stückchen Richtung Deich, gelangt man bald auf die „De Ruyterstraat", die ebenso wie fast alle übrigen Straßen des Ortes, den Namen eines berühmten Seefahrers trägt. Rechts und links dieses Weges gibt es schön restaurierte Häuser zu bewundern. Besonders heimelig wirken die Häuser, wenn die Rosenstöcke blühen. Am Ende der Straße stößt man auf die Martinskirche, die römisch-katholische Kirche. Die zweite Kirche des Dorfes, die Nederlandse Hervormde Kerk, an der „Houtmanstraat" gelegen, wurde 1647/48 erbaut. Prunkstücke der kleinen Seemannskirche sind die prachtvollen Kronleuchter. Zwei von ihnen wurden von berühmten Seefahrern, den Admirälen Tromp und De Ruyter, gestiftet. Tramp ließ als erster einen Leuchter aufhängen, De Ruyter wollte ihm aber in nichts nachstehen und schenkte der Kirche einen noch größeren. Abgesehen von der Größe zeigen die Wappen der Seehelden, wer welchen Leuchter gestiftet hat. Die Kirche kann bis Ende August freitags von 14-17 Uhr besichtigt werden.
Frischer Fisch
Die Geschicke des direkt hinterm Deich am Wattenmeer gelegenen Ortes Oudeschild sind von jeher durch das Meer und die Seefahrt bestimmt. Noch heute kommt dem Hafen eine ganz besondere Bedeutung zu; die Fischereiflotte Texels liegt hier. Am interessantesten ist ein Besuch des Hafens freitags, wenn die am Montag auf die Nordsee hinausgefahrenen großen Fischkutter im Laufe des Tages wieder eintrudeln. Dann herrscht überall geschäftiges Treiben, und die Luft ist von Stimmengewirr und Fischgeruch erfüllt. Die Fischer verkaufen ihren Fang direkt von ihren grüngestrichenen Kuttern, die alle mit dem Zeichen ,,TX" (= Texel) markiert und mit modernster Technik ausgestattet sind. Das Gewirr der zahllosen Masten lässt die Kutter sehr eindrucksvoll aussehen.
Einige kleinere Kutter sorgen täglich für frischen Fisch. Schön lässt sich das bunte Treiben aus den beiden Restaurants des alten Lagerhauses, das mitten im Hafengebiet liegt, verfolgen.
Wer nicht nur Zuschauer sein, sondern selbst mal mit einem Kutter aufs Meer hinausfahren möchte, kann mit der „Zeester" zu einer Rundfahrt aufbrechen oder zum Angeln hinausfahren. Interessant und lehrreich ist eine Fahrt mit der „TX 27" hinaus aufs Wattenmeer zum Krabbenfischen.
Oudeschild / Praktische Informationen
Museum
Maritiem en Jutters Museum (Seefahrts- und Strandräubermuseum)
Barentszstraat 211792 AD Oudeschild
Tel.: +31-222-314956
info@texelsmaritiem.nl
www.texelsmaritiem.nl
Direkt hinterm Deich neben der ehemaligen Getreidemühle Oudeschilds informiert das 1980 eröffnete und damit jüngste Museum der Insel über Seefahrt und Strandräuberei.
Die einzelnen Ausstellungen sind in mehreren Gebäuden, unter anderem in zwei aus dem 18. Jahrhundert stammenden Getreidespeichern und einer Seegrasscheune des 19. Jahrhunderts, untergebracht. Seit 1989 wird ein Teil des Geländes als Freilichtmuseum genutzt, auf dem verschiedene maritime Objekte besichtigt werden können, z.B. kleinere Boote, Anker und Bojen.
Die schöne alte Windmühle „De Traanroeier" (wörtlich „Tränenruderer") stammt aus dem Jahre 1727, stand aber bis 1902 in Zaandam und wurde erst in jenem Jahr nach Texel gebracht und in Oudeschild wieder aufgebaut. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde „De Traanroeier" als Getreidemühle genutzt. 1965 ist sie als Stromlieferant ans Netz gegangen. Die Museumsbesucher können seit 1991 die moderne Technik in einem Teil der Mühle bestaunen.
Namensgeber für die Seegrasscheunen war das Material, das in früherer Zeit dort gelagert wurde. Getrocknetes Seegras wurde als Füllung für Matratzen und Stuhlpolster sowie als Isoliermaterial genutzt. Noch vor dieser Zeit wurde das Material auch beim Deichbau verwendet. In einer der Seegrasscheunen hat das Wrack eines fast 100 Jahre alten texelschen Fischkutters, der „TX 11", seine letzte Ruhestätte gefunden. Ein detailgetreuer Nachbau der „TX 11" lief 1982 vom Stapel und gehört dem Zuiderzeemuseum in Enkhuizen.
In derselben Scheune erzählt eine Ausstellung anhand von Fotos, Gerätschaften und Videofilmen die Geschichte der Fischerei Texels seit 1850. Die Fischerei hatte seit jeher eine große Bedeutung für die Insel. Sie ist nach wie vor eine der wichtigsten Erwerbsquellen. Ein Großteil des Museums ist der Strandräuberei und dem Rettungswesen gewidmet. Das wohl berühmteste Rettungsboot der Insel, die „Joan Hodshon", ist hier zu finden. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, während der Rebellion der auf Texel stationierten georgischen Soldaten gegen die deutschen Besatzer, wurde mit diesem Boot versucht, Hilfe aus England zu holen.
In einem nachgebauten Rettungsboothaus wird die Entwicklung von der Strandräuberei zum Rettungswesen veranschaulicht. In früheren Jahrhunderten dachte man weniger daran, die Schiffbrüchigen, die es aufgrund der gefährlichen Strömungen rund um Texel zuhauf gab, zu retten. Lieber machte man sie einen Kopf kürzer, um das Strandgut in den eigenen Besitz zu bringen. Die Strandräuber schreckten selbst davor nicht zurück, die Schiffe durch ein Feuer in den Dünen irrezuleiten und stranden zu lassen. Im Laufe der Zeit sind die Insulaner jedoch mehr und mehr von diesem recht barbarischen Verhalten abgekommen und zum Retten der Schiffbrüchigen übergegangen. Ende des 18. Jahrhunderts gab es erste Bestrebungen, eine Rettungsbootstation an der texelschen Küste zu errichten. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden auf Texel sechs Rettungsstationen aufgebaut. Heute existieren nur noch die Stationen in De Koog und De Cocksdorp.
Texel ist das Zentrum für holländische Meeresforschung. In einer ständigen und einer Wechselausstellung werden die Resultate derselben aufgezeigt. Da rund um Texel im Laufe der Zeit Hunderte von Schiffen gesunken sind, ist das Gewässer reich an Funden aus diesen Schiffen. Ein Teil hiervon wird im Museum ausgestellt. Man erfährt zudem einiges über das Wie und Warum der Bergung.
Die maritime Geschichte der Insel kommt den Ausstellungen natürlich nicht zu kurz. Im 17. und 18. Jahrhundert war Texel der Vorhafen Amsterdams. Die Niederländer waren in jenen Jahrhunderten eine mächtige seefahrende Nation, deren Kriegs- und Handelsschiffe die Weltmeere befuhren. Für einen großen Teil dieser Schiffe war die Reede von Texel sowohl Start- als auch Zielpunkt. In diesem „Goldenen Zeitalter" lebten viele Insulaner vom Lotsen der Schiffe. Mit kleineren Schiffen wurden die großen Frachter und Kriegsschiffe durch das gefährliche Marsdiep (Meerenge zwischen dem Festland und Texel) gelotst.
Auf uralten, im Museum zu bewundernden Seekarten sieht man, dass Texel früher ganz anders aussah als heute. Den Hoorn lag z.B. noch direkt am Meer. Eine Attraktion ganz anderer Art ist die zweite Seegrasscheune, in der alle im Laufe der Jahre an der Küste angespülten Gegenstände zusammengetragen wurden. Die Sammlung wächst fast täglich. Rettungsringe, Bojen und Kompasse liegen hierin schönster Eintracht mit Schuhen, Geschirr und sogar einem vollständigen Ärztekoffer. Man kann nach Lust und Laune geraume Zeit stöbern und entdeckt immer wieder Neues. Mit etwas Glück ist ein „Strandräuber" anwesend, der die Geschichten vieler Gegenstände erzählen kann.
Die Initiative für diese Sammlung ging von dem in Holland weithin bekannten „Jutter" Cor Ellen aus, der seine Funde bereits 1957 in seinem Garten ausstellte. Als die alte Seegrasscheune in Oudeschild abgerissen werden sollte, erkannte die 1974 gegründete Stiftung „Juttersmuseum Texel" die Gunst der Stunde und restaurierte die Scheune, um sie als Ausstellungsraum zu nutzen.
Bis zum Zweiten Weltkrieg gehörte die „Strandräuberei" zum täglichen Leben vieler Inselbewohner. Einkommensquellen gab es nur wenige; die Texelaner suchten den Strand aus purer Not nach Angespültem ab. Besonders begehrt war Holz. Es konnte als Brenn- und Baumaterial verwendet werden. Heute ist die „Jutterij" verboten. Auch hat sich der Charakter der Strandräuberei aufgrund der Verbesserung der Lebensverhältnisse und des Umstandes, dass kaum noch Schiffe sinken, wesentlich verändert.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr
An Sonn- und Feiertagen von 12 bis 17 Uhr
Im Juli und August ist das Museum auch montags geöffnet.
Preise:
Erwachsene: 7,50 Euro
Kinder bis 14 Jahre: 5,50 Euro
Restaurants / Fischhallen
In den Restaurants Oudeschilds dreht sich alles - wie könnte es auch anders sein - um Fisch. Der von den Oudeschilder Fischern aus dem Meer geholte Fang wird direkt vor Ort zu leckeren Fischgerichten verarbeitet. Fischliebhaber sollten sich einen Besuch der Restaurants bzw. Fischhallen nicht entgehen lassen.
Palingrokerij en Vishai „Piet van der Star" (Aalräucherei und Fischhalle)
Heemskerckstraat 15
Tel. +31-222-312441
Die im Zentrum Oudeschilds nahe dem Maritiem en Jutters Museum gelegene Fischhalle ist die einzige Aalräucherei Texels. Sie kann besichtigt werden. Neben geräuchertem Aal sind weitere geräucherte Fische, wie z.B. „Poon", Makrele oder Lachsforelle ebenso wie gebackener, eingelegter und täglich frischer Fisch (Scholle, Aal, Seezunge, Flunder) im Angebot. Ab Mitte Juli gibt es jeden Tag frische Muscheln. Auf der Terrasse oder im Geschäft selber können die leckeren Fischsalate und die warme Fischsuppe aus eigener Küche - eine texelsche Variante der französischen Bouillabaisse - direkt verzehrt werden.
„Viscentrum Albert Blom"
Industrieterrein Oudeschild
Hinterm Deich am Dorfrand liegt „Albert Blom" zwar nicht ganz so zentral wie die übrigen Fischrestaurants und -hallen, aber der kleine Abstecher lohnt immer. Bis 1985 hat Albert Blom den frisch gefangenen Fisch zusammen mit seiner Frau Dia direkt vom eigenen Kutter, der „TX 25", verkauft. Aufgrund der großen Nachfrage ist er jedoch an Land gegangen und hat sich zum größten und einzigen 3-Sterne-Fischspezialisten Texels gemausert. Eine Landratte ist er allerdings deswegen nicht geworden; bei jedem Wetter sticht er mit seiner „TX 25" in See, um Garnelen zu fangen. Dia Blom leitet heute die Küche des Fischzentrums, in der sie hervorragende Fischsalate und -gerichte zubereitet. In der großen, modernen Verkaufshalle liegen die verschiedensten Fischsorten dicht an dicht gedrängt in den Kühltheken. Frischer, geräucherter oder gebackener Fisch, Krabben, Schellfisch, Rotbarsch, Kabeljau, Matjes, Hering, Dorsch, Aal, Lachs, Muscheln oder Scholle? Die Wahl fällt schwer. Am besten bestellt man erst einmal Fischsalat, -pizza, -suppe oder Paella, setzt sich damit an einen der Tische und überlegt in Ruhe, was gekauft werden soll.
„'t Pakhuus“
Haven 8
1792 AE Oudeschild
Tel: +31-222-313581
info@pakhuus.nl
Das Fischrestaurant liegt im Parterre eines alten Speicherhauses direkt im Hafen Oudeschilds. Nur wenige Meter entfernt legen die Fischkutter an. In angenehmer Atmosphäre werden die schmackhaftesten Fischvariationen serviert. Fleischfans kommen im oberen Teil des Lagerhauses, im „Steakhouse", auf ihre Kosten.
„Havenzicht"
Haven 6
1792 AE Oudeschild
Tel.: +31-222-312602
Das ebenfalls im Hafen gelegene Restaurant hat eine große Auswahl an Fischgerichten und internationaler Küche zu recht günstigen Preisen im Angebot. Den schönen Blick auf den Hafen erhält man gratis dazu. Küche 12-15 und 17-21 Uhr.
Im Jachthafen gibt es ein neues Restaurant, das nicht nur von Seglern besucht wird. Gute Küche - mit Panoramablick über den Hafen.
Oudeschild / Texel Yachthafen
Infos über den Yachthafen / Marina Oudeschild auf Texel: ...Yachthafen Texel
Das Wattenmeer
Revierführer Watteninseln Niederlande
Ertay Hayit
Nautische Reisetipps Watteninseln Niederlande
Texel, Vlieland, Terschelling, Ameland, Schiermonnikoog. Von der Redaktion Fahrtensegeln.
Mit vielen nützlichen Infos
167 Seiten, davon 15 Farbseiten, inklusive 7 Übersichtskarten
ISBN 978-3-87322-288-5, 19,95 EUR
Auflage 2022 / 2023
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